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Warum Mainboards teurer werden: Die Rolle des VRM erklärt

Mainboards sind heute deutlich teurer als früher - nicht nur wegen moderner Designs, sondern vor allem wegen leistungsstarker VRMs. Diese sorgen für stabile Stromversorgung, sind aber aufwändig in der Herstellung. Der Artikel erklärt die wichtigsten Faktoren und gibt Tipps zur Mainboard-Auswahl.

25. Nov. 2025
9 Min
Warum Mainboards teurer werden: Die Rolle des VRM erklärt

Die Preise für Mainboards steigen stetig - das merken sowohl PC-Bastler mit kleinem Budget als auch Hardware-Enthusiasten. Während früher vor allem Design und die Anzahl der Anschlüsse zählten, ist heute die Qualität der CPU-Stromversorgung, das sogenannte VRM (Voltage Regulator Module), der wichtigste Kostenfaktor. Moderne Prozessoren stellen immer höhere Ansprüche an Stromstärke, Stabilität und Effizienz, sodass das VRM zum Herzstück der Preiskalkulation geworden ist.

Warum Mainboards teurer werden: Die echten Gründe für den Preisanstieg

Die Verteuerung von Mainboards hat mehrere Ursachen, die sowohl technologische Entwicklungen als auch Marktdynamiken widerspiegeln. Der entscheidende Faktor ist die steigende Komplexität moderner Prozessoren. Neue CPUs von Intel und AMD benötigen deutlich mehr Strom als ihre Vorgänger und reagieren äußerst sensibel auf Spannungsschwankungen. Um die Stabilität zu wahren und Throttling zu vermeiden, setzen Hersteller auf immer leistungsfähigere VRMs mit hochwertigen MOSFETs, mehrlagigen PCBs und massiven Kühlkörpern.

Auch die Umstellung auf komplexere Platinen spielt eine Rolle. Während früher 4-6 Lagen ausreichten, sind mittlerweile 8-12 Lagen Standard bei Mittel- und Oberklassemodellen, um die Stromversorgung und moderne Schnittstellen wie PCIe 5.0, DDR5 und USB4 optimal zu realisieren. Das treibt die Produktionskosten in die Höhe.

Darüber hinaus sind hochwertige Bauteile wie stromstarke Spulen, niederohmige MOSFETs und langlebige Kondensatoren deutlich teurer als noch vor einigen Jahren. Hersteller können nicht mehr auf einfache Lösungen setzen, da die Ansprüche an Stabilität und Thermik enorm gestiegen sind.

Marktseitig führen die sinkende Nachfrage im Billigsegment, der Boom leistungsstarker Plattformen, Schwankungen durch Krypto-Zyklen und gestiegene Logistikkosten dazu, dass selbst Einsteiger-Mainboards heute spürbar teurer sind als früher.

Die Preissteigerung ist somit keine Laune der Hersteller, sondern eine Folge der Entwicklung moderner CPUs, des steigenden Strombedarfs, neuer Standards und hochwertigerer Komponenten.

Was ist ein VRM und warum ist es so wichtig?

Ein VRM (Voltage Regulator Module) ist das zentrale Modul zur Stabilisierung der CPU-Stromversorgung. Es wandelt die Eingangsspannung (z. B. 12 V vom Netzteil) in eine niedrige, exakt geregelte Spannung (meist zwischen 1,0-1,4 V) um, die dynamisch an die CPU-Anforderungen angepasst wird.

  • PWM-Controller: Steuert den gesamten Umwandlungsprozess.
  • MOSFET-Transistoren: Schalten den Strom schnell und präzise.
  • Spulen (Drosseln): Glätten den Strom und reduzieren Restwelligkeit.
  • Kondensatoren: Stabilisieren die Spannung und puffern Lastspitzen.

Das VRM arbeitet wie eine Pumpe, die die Energie in gleichmäßigen Portionen liefert. Bei hoher CPU-Last erhöht es umgehend den Strom, bei geringer Last stabilisiert es die Spannung zurück. Ein starkes VRM sorgt für stabile Taktraten, Turbo-Modi und verhindert Throttling. Ist das VRM zu schwach oder wird es zu heiß, sinken die Taktraten, das System wird instabil oder schaltet sich im Extremfall ab. Deshalb ist das VRM für Leistung und Langlebigkeit des PCs entscheidend.

Der Aufbau eines VRM: Zentrale Komponenten und ihre Funktionen

Trotz kompakter Bauweise ist das VRM ein hochentwickelter Hochfrequenz-Stromwandler. Folgende Komponenten bestimmen Kosten und Qualität maßgeblich:

  • PWM-Controller: Das Steuerzentrum, das Schaltfrequenz, Phasen und Spannung regelt. Je leistungsfähiger, desto schneller und präziser reagiert das VRM.
  • MOSFETs: Die Stromschalter, die zigtausendmal pro Sekunde öffnen und schließen. Ihre Qualität beeinflusst Wärmeentwicklung und Effizienz.
  • Spulen: Wandeln die pulsierende Spannung in eine glatte Versorgung um. Hochwertige Ferritspulen sorgen für Stabilität bei Lastwechseln.
  • Kondensatoren: Filtern und stabilisieren die Spannung. Polymer- oder Feststoffkondensatoren sind hitzebeständig und besonders langlebig.
  • Mehrlagige PCB: Dicke Kupferschichten und getrennte Versorgungslagen sorgen für effizienten Wärmeabtransport und zuverlässige Stromverteilung. Je mehr Phasen, desto aufwändiger die Leiterbahnführung.
  • Kühlkörper: Massives Aluminium, Heatpipes und hochwertige Wärmeleitpads sind entscheidend für die Temperaturkontrolle bei starker Belastung.

Nur das perfekte Zusammenspiel dieser Komponenten garantiert eine stabile, leistungsfähige und langlebige Stromversorgung - und treibt die Kosten in die Höhe.

Phasen der Stromversorgung: Was steckt hinter den Zahlen?

Stromversorgungsphasen sind einzelne VRM-Sektionen, die parallel arbeiten und die Last verteilen. Jede Phase besteht aus eigenem MOSFET, Spule und Kondensator. Gemeinsam bilden sie ein mehrphasiges System, das auch bei hoher Last eine stabile Spannung liefert.

Mehrere Phasen reduzieren die Belastung für jede einzelne Komponente: Weniger Hitze, schnellere Reaktion auf Lastwechsel und längere Lebensdauer. Für moderne CPUs, deren Verbrauch von 30-40 W auf 150-250 W in Sekundenbruchteilen steigen kann, ist das essenziell.

Ein höherer Phasenanzahl sorgt nicht nur für mehr Leistung, sondern auch für stabilere Spannungen und geringere Restwelligkeit - besonders in Turbo-Modi. Deshalb zeigen Mainboards mit 10-18 Phasen oft bessere Resultate unter Last als Modelle mit nur 4-6 Phasen.

Aber: Die Zahl allein ist nicht alles. Manche Hersteller setzen sogenannte Doublers ein, die die Phasenanzahl "auf dem Papier" erhöhen, aber keine echten Zusatzphasen liefern. Wirklich entscheidend ist die Qualität der MOSFETs, Spulen, das Kühlkonzept und die PCB-Architektur.

Für Standard-CPUs reichen meist 6-8 hochwertige Phasen. High-End-Modelle profitieren von 12-16 echten Phasen. Ein guter Mix aus Qualität und Quantität ist entscheidend.

Wie beeinflusst das VRM die Prozessorleistung?

Die Qualität der Stromversorgung ist für die CPU-Leistung entscheidender, als viele denken. Selbst stärkste Prozessoren können ihr Potenzial nicht ausspielen, wenn das VRM nicht mithält. Das VRM muss nicht nur die Spannung wandeln, sondern blitzschnell auf Lastspitzen reagieren - etwa beim Start anspruchsvoller Anwendungen oder Spielen.

Ein schwaches VRM führt zu Spannungseinbrüchen und zwingt die CPU, den Takt zu senken (Power Throttling), auch bei normalen Temperaturen. Die Folge: Geringere Performance trotz potenter Hardware.

Ein hochwertiges VRM liefert dagegen jederzeit ausreichend Strom und reagiert verzögerungsfrei. So hält die CPU stabile oder sogar höhere Taktraten - besonders bei modernen Intel- und AMD-Prozessoren mit ausgeprägten Turbo-Modi.

Auch fürs Übertakten spielt das VRM eine zentrale Rolle. Nur stabile, kühle Stromversorgung ermöglicht sicheres Overclocking. Andernfalls wird der Takt reduziert oder das System schaltet aus, um Schäden zu vermeiden. Ein gutes VRM schützt zudem langfristig vor Degradation und verlängert die Lebensdauer der CPU.

Kurzum: Das VRM bestimmt, ob die CPU ihre volle Leistung entfalten kann oder ausgebremst wird.

Warum VRMs überhitzen - und wie das Preis und Zuverlässigkeit beeinflusst

Überhitzung des VRM ist vor allem bei günstigen Mainboards ein häufiges Problem. Hohe Last und minderwertige Komponenten lassen die Temperatur schnell kritisch steigen - mit negativen Folgen für Leistung und Lebensdauer.

Hauptursache ist zu geringe oder schlecht umgesetzte Phasenanzahl. Wenige Phasen bedeuten mehr Belastung pro Phase und mehr Hitze. Günstige Mainboards für Büroanwendungen sind damit schnell überfordert, wenn sie mit High-End-CPUs kombiniert werden.

Auch billige MOSFETs mit hohem Widerstand verursachen mehr Wärme. Je höher der Rds(on)-Widerstand, desto größer die Hitzeentwicklung bei Last. Solche Bauteile fallen bei modernen Multicore-CPUs oft frühzeitig aus.

Effiziente Kühlung ist entscheidend: Fehlen großflächige Kühlkörper, hochwertige Wärmeleitpads oder ist der Kontakt zum Bauteil schlecht, kann die Abwärme nicht abgeführt werden. Gerade bei günstigen Boards sind Kühler oft nur Zierde.

Auch die PCB-Qualität spielt eine Rolle. Dicke Kupferschichten und viele Lagen sorgen für bessere Wärmeverteilung und erhöhen die Zuverlässigkeit - machen die Herstellung aber teurer.

Überhitzte VRMs führen zu Taktverlusten, Instabilität und im Ernstfall zu Systemausfällen. Deshalb investieren Hersteller in bessere Bauteile, massive Kühlkörper und mehrlagige Platinen - was den Preis, aber auch die Haltbarkeit erhöht.

Wie Hersteller VRMs verbessern - und warum das Mainboards teurer macht

Um den steigenden Anforderungen moderner CPUs gerecht zu werden, investieren Mainboard-Hersteller ständig in bessere VRMs - was die Produktionskosten direkt erhöht. Komponenten, die früher nur High-End-Modellen vorbehalten waren, finden sich heute schon in der Mittelklasse.

  • Hochwertige MOSFETs und DrMOS-Module: Sie haben einen niedrigen Rds(on)-Widerstand, erzeugen weniger Hitze und reagieren schneller auf Lastwechsel. Sie sind teurer, verhindern aber Überhitzung und Throttling.
  • Teure Ferritspulen: Sie sind hitzebeständig, liefern saubere Spannung und sind für hohe Dauerlasten ausgelegt - wichtig für CPUs mit Turbo-Boost.
  • Polymer- und Feststoffkondensatoren: Sie bieten geringe Restwelligkeit, hohe Haltbarkeit und optimale Stabilität bei hohen Frequenzen.
  • Optimierte Kühlkörper: Moderne Lösungen setzen auf große, gerippte Aluminiumkörper, Heatpipes und hochwertige Wärmeleitpads. Manchmal decken die Kühler den gesamten VRM-Bereich ab.
  • Mehrlagige Platinen: 8-12 Lagen mit dicker Kupferschicht sorgen für geringere Restwelligkeit, optimale Wärmeverteilung und Stabilität bei schnellen Schnittstellen.

Diese Verbesserungen machen Mainboards langlebiger und leistungsfähiger - und treiben gleichzeitig die Preise nach oben.

Wie viele Phasen braucht ein modernes Mainboard?

Die Zahl der Phasen sorgt oft für Verwirrung, da Hersteller gern mit hohen Werten werben. Wichtig ist nicht nur die Zahl, sondern die tatsächliche VRM-Architektur und die Qualität der Bauteile.

  • Mittelklasse-Prozessoren (z. B. Ryzen 5/7, Intel Core i5): 6-8 hochwertige Phasen reichen für Turbo-Modi, Gaming und Alltagsaufgaben - vorausgesetzt, die MOSFETs und Kühlkörper sind gut.
  • High-End-CPUs (z. B. Ryzen 9, Core i7/i9): 10-16 echte Phasen auf Basis starker MOSFETs oder DrMOS-Module sind optimal für hohe Dauerlasten.
  • Flaggschiffe & Overclocking: 14-18 Phasen, massive Kühlkörper und mehrlagige PCBs sind Pflicht, wenn TDPs von 280-350 W erreicht werden.

Dabei gilt: Echte Phasen und "gedoppelte" Phasen sind nicht dasselbe. Doublers erhöhen nur die Zahl auf dem Papier - echte Mehrphasen-VRM sind stabiler, kühler und teurer. Die optimale Phasenanzahl hängt also von CPU-Klasse und Einsatzbereich ab.

Mainboard-Auswahl nach VRM-Qualität: Praxistipps

Die Wahl des Mainboards anhand des VRMs ist entscheidend für einen stabilen Betrieb - besonders bei energiehungrigen CPUs. Wer die Stromversorgung richtig bewertet, vermeidet Throttling, Überhitzung, Instabilität und verlängert die Lebensdauer der Hardware.

  1. Art der MOSFETs/DrMOS prüfen: Je niedriger der Rds(on)-Widerstand und je höher der Nennstrom, desto besser. DrMOS-Module vereinen Treiber und Schalter und bieten besonders geringe Verluste.
  2. Echte Phasenanzahl recherchieren: Nicht nur auf Marketingzahlen achten, sondern Testberichte und Schaltpläne prüfen, um die Architektur zu verstehen.
  3. Kühlung des VRM: Große, gerippte Aluminiumkühler, hochwertige Pads und gute Kontaktfläche sind Pflicht. Bei schwachen Prozessoren reicht Minimal-Kühlung, bei High-End-CPUs ist sie entscheidend.
  4. PCB-Qualität: 6-10 Kupferlagen bedeuten bessere Leitfähigkeit, mehr Stabilität und bessere Wärmeverteilung - das zahlt sich vor allem bei Top-CPUs aus.
  5. VRM-Tests und Reviews: Temperaturen von 60-75°C unter Last sind normal, über 90°C kritisch - besonders im geschlossenen Gehäuse.

Ein gutes Mainboard vereint hochwertige VRM-Komponenten, effiziente Kühlung und ausreichend echte Phasen - für stabile Leistung im Alltag und unter Volllast.

Fazit

Der Preisanstieg bei Mainboards ist eine direkte Folge der Entwicklung moderner Prozessoren und ihrer gestiegenen Ansprüche an die Stromversorgung. Das VRM ist heute das Fundament für Stabilität, Performance und Lebensdauer des PCs. Je höher der CPU-Strombedarf, desto aufwändiger und teurer muss das VRM konstruiert sein - mit hochwertigen MOSFETs, mehrlagigen PCBs, durchdachter Kühlung und ausreichend echten Phasen.

Wer die Funktionsweise des VRMs versteht, erkennt nicht nur die Ursachen für den Preisanstieg, sondern kann gezielt das passende Mainboard für die eigene CPU und Nutzungsszenarien auswählen. Eine hochwertige Stromversorgung ist die Basis für einen stabilen PC - hier zu sparen, führt oft zu Überhitzung, Throttling und langfristigen Problemen.

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